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Zur Geschichte unseres Heimatortes 

Mühlanger ist ein Straßendorf mit alten Ortskernen.

Die Gemeinde hat eine Höhenlage von 71 m NN.

Der Ort wurde am 01.04.1939 durch Zusammenschluss von Prühlitz und Hohndorf gegründet und am 01.04.1974 durch Eingemeindung von Gallin erweitert.

Bei der Wahl des neuen Ortsnamens flossen folgende Überlegungen ein: 

Prühlitz war von jeher ein Ort der Mühlen (Rote Mühle, Gäbeltsche Schiffsmühle, Kleine Mühle,  Windmühle bei Gallin).

Für Hohndorf hatte der Anger schon immer eine große Bedeutung.

Der Name Hohndorf konnte nicht gewählt werden, da es bereits mehrere Orte mit dieser Bezeichnung gab und Prühlitz schied aufgrund seiner slawischen Herkunft aus.

So entschied man sich zunächst für den Begriff „Eichenhöh“ und der Lehrer und Chorleiter Paul Wiede schuf ein Lied dazu, das der Chor schon zu üben begann. Letztendlich entschied man sich dann aber für „Mühlanger“.

Mühlanger gehört zur Siedlungsreihe am nördlichen Rand des Urstromtales. Es hat wie Bülzig und Zörnigall die typische eiszeitliche Landschaftsform des Sander.

Der Urstromtalboden bricht im Raum Apollensdorf-Wittenberg-Mühlanger mit einem 4 bis 6 Meter hohen Steilrand zur Elbaue ab. Auf diesem vor Hochwasser geschützten Gelände verlief die wich-tige Handelsstraße von Magdeburg in die Lausitz, wo auch die Stadtanlage Wittenberg mit Schloss und Festung entstand. Im 19. Jahrhundert wurde diese Straße ausgebaut.

Vor etwa 1 Million Jahren schoben sich dicke Eismassen über weite Gebiete Europas. Immer wieder schmolzen sie auch ab. So wechselten mehrfach Eiszeiten und Warmzeiten in unserer Heimat, bis vor etwa 12000 Jahren  die Warmzeit begann, in der wir noch heute leben. In unserem Gebiet ist eine Ansiedlung vor ca. 10.000 Jahren anzunehmen, belegt durch Funde an der Wendel und auf dem Feld zwischen dem Gewerbegebiet von Mühlanger und Luthersbrunnen auf Witten-berger Flur. (Stadtgeschichtliches Zentrum Wittenberg)

Zu den Orten im Einzelnen:

Prühlitz (Prulitz, Prulicz, Prüliz  = Leute eines Prul, einer Sippe)

Prühlitz ist wie Bülzig eines der Mutterdörfer des Flämings. Genaugenommen gehören Prühlitz und die umliegenden Orte zum sogenannten „Kleinen Fläming“. Wie aus dem Ortsnamen und den Flurbezeichnungen ersichtlich wird, handelt es sich um ein Dorf slawischen Ursprungs.

Am 31.12.1376 wurde es erstmals urkundlich erwähnt. Die Ältesten Funde stammen jedoch aus der Jungsteinzeit (4500-2000 v.u.Z.). Bei einem anderen Fund, der im Stadtgeschichtlichen Zentrum Wittenberg dokumentiert ist, handelt es sich um ein keramisches Siebbruchstück aus der frühen Eisenzeit.

Im Jahre 1425 schenkte Friedrich der Streitbare Prühlitz der Stadt Wittenberg. Zusammen mit Hohndorf, Gallin, Thießen, Trajuhn und Dobien gehörte es zu den sechs Ratsdörfern Wittenbergs.

Prühlitz mit seinen neun Hüfnern und drei Lehnsleuten musste, ebenso wie die anderen Orte, Fronarbeit, Steuern und Einzelabgaben leisten.                                                    

Hohndorf (Hondorp, Hoyndorph, Hondorff, Hoendorf, Honndorff, Hondorff, Hogendorff, Hoyndorp = zum hohen Dorf)

Im Gegensatz zu Prühlitz wurde der Ort Hohndorf erst in der Zeit der flämischen Einwanderer im 12. Jahrhundert gegründet. Verschiedene Funde weisen jedoch auf eine frühere Besiedlung inner-halb der Gemarkung Hohndorf hin. Beispiele hierfür sind Funde in der Gemarkung Hohndorf wie zum Beispiel Lesescherbenfunde aus der Eisenzeit, Feuersteinabschläge, Reste einer Steinaxt,

Keramikteile aus der römischen Kaiserzeit, Mittelsteinzeitliche Feuersteinteile, Bronzezeitliche Keramikgefäße und schwarzglänzende Scherben einer germanischen Urne mit zweireihigem Rädchen in dreigeteiltem Muster verziert. Nordwestlich des Ortsteils Hohndorf fand man Siedlungsreste; u. a. Scherben mit Rädchenverzierung. (Stadtgeschichtliches Zentrum Wittenberg und Theodor Voigt, Die Germanen des 1. und 2. Jh. im Mittelelbegebiet)

Albrecht der Bär (1134-1170) Markgraf der Nordmark (Altmark) und später auch von Brandenburg schickte Lokatoren aus, die in den Küstengebieten Hollands, besonders in der Provinz Flamland Siedler anwarben. Diese Menschen, die ständig in der Gefahr lebten, von Hochwasserkatastrophen heimgesucht zu werden, erhielten in ihrer neuen Heimat Land in Größe einer Hufe (5 - 10 ha). Dies entsprach der Fläche, die man mit einem Pferd bewirtschaften konnte. Die Besitzer des Landes wurden fortan Hüfner genannt.

Über das Jahr der Ersterwähnung gibt es unterschiedliche Angaben. Während das Weimarer Staatsarchiv als früheste Erwähnung das Jahr 1378 angibt, so befindet sich im Wittenberger Stadtarchiv eine Urkunde aus dem Jahre 1349, als der Herzog Rudolf I. Hohndorf "mit allen Hölzern, Gesträu-chen, Wiesen, Wassern, Weiden und allem Zubehör" der Stadt Wittenberg schenkte.

Hohndorf brachte Gänse, Hühner und bares Geld sowie Roggen zum Wittenberger Rathaus, und seine sieben Hüfner, sein einziger Schmied und der einzige Kossäte (Kate, Kote, Kotte = kleiner  Hof) leisteten kostenlose Anfuhren von Pflastersteinen.

1833 brannten die Höfe mit sämtlichen Gebäuden aller sechs Hüfner, einschließlich der heutigen Gastwirtschaft, bis auf die Grundmauern nieder.

Gallin (Golyn, Golina, Gollyn, Gollien, Gallyn, Gallien = Heidefläche)

Dieser Ortsname zeigt, dass es sich um ein Dorf slawischen Ursprungs handelt.

Am 05.06.1377 wurde Gallin erstmals urkundlich erwähnt.Bei Archäologischen Funden aus der Gemarkung Gallin handelt es sich um slawische Funde. Das sind zum Beispiel Feuersteinabschläge, eine Grabanlage aus der jüngeren Bronzezeit und eine Geweihhacke mit Abnutzungsspuren, die vermutlich aus der Steinzeit stammt. (Stadtgeschichtliches Zentrum Wittenberg)

Im Jahre 1425 schenkte der Kurfürst Friedrich I. Gallin der Stadt Wittenberg, wodurch es zum abgabepflichtigen Ratsdorf wurde. Es hatte zu dieser Zeit 10 Hüfnergüter und 4 Lehnleute. Laut Kämmereirechnung musste das Dorf 1430 folgende Abgaben erbringen: „Zcum ersten 5 mandel gr. zcu schosse, item 5 gulden zcu hufen zinse“. (Wittenberger Kreisblatt 9. März 1876) (Schoss = Steuer; 1 Hufe ist eine Fläche, die man an einem Tag mit einem Pferd umpflügen konnte. Das entsprach einer Fläche zwischen 7 und 15 Hektar.)  Um 1500 hatten die Galliner Hüfner an die Kämmerei Wittenberg zu entrichten: „Zu Galli 3 Rthlr 18 Sgr Schoß, zu Martini 2 Rthlr 15 Sgr Wasserzinz, 4 Gänse zu Galli, 6 Rthlr 16 Sgr Dienstgeld und  eine halbe Henne.“ (Rthlr = Reichstaler; Sgr = Silbergroschen) Alljährlich musste das Dorf  neun zweispännige Fuhren Pflastersteine liefern. Hierfür hatten sie das Recht, ihre Erzeugnisse frei von Gebühren auf dem Markt zu verkaufen. An den Stadtrat musste zusätzlich Schoß, Lehnpferdegeld, Beitrag für eine Gans oder Henne, Dienstgeld, Fischereizins und Wasserzins gezahlt werden.Eine sogenannte „Kornpächte“ von 4 Scheffel hatte das Dorf unter anderem nach Zahna zu entrichten, bis zur Zerstörung des Zahnaer Schlosses im Jahre 1450.

Um die Jahrtausendwende stand das östliche Slawenland unter dem Markgrafen Albrecht, der den Beinamen "der Bär" führte. Die feudalen Abgaben und Frondienste, die aufgrund der geringen Besiedlung niedriger waren, als in anderen Gebieten, gaben ihm Anlass, neue Siedler anzuwerben. Albrecht der Bär und der Erzbischof Wichmann von Magdeburg warben  Flamen und Friesen für die Besiedlung des den Wenden abgerungenen Landstrichs, dem heutigen Fläming, an. Mit dem Einzug der neuen Siedler ging eine Neuaufteilung des Grund und Bodens einher, wobei die angeworbenen Bauern besser gestellt wurden als die verbliebenen wendischen Ureinwohner.

Es kam zur Herausbildung von Großbauern (Hüfner), Kleinbauern (Kossäten) und Tagelöhnern (Häusler).                                                                                                   

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) brachte großes Leid über das Kreisgebiet. Am meisten litt die Bevölkerung im Jahre 1637, als die Schweden unsere Heimat verwüsteten. Im Frühjahr 1638 verfasste eine Kommission des Kurfürsten einen Bericht über die wirtschaftlichen Zustände.

Im 18. und 19. Jahrhundert besaßen Prühlitz und Gallin Wappen. Das Motiv beider Wappen waren die beiden Türme der Wittenberger Stadtkirche.

In der Zeit der napoleonischen Fremdherrschaft und während der Befreiungskriege 1813/14 litt die Bevölkerung wiederum.

Johann Maaß schrieb 1814 in seinem Buch "Die schrecklichen Drangsale Wittenbergs während der Belagerung 1813 und 1814": "Das Dorf Prühlitz verlor 60 Stück Rindvieh, 120 Schweine, 2000 Zentner Heu, 150 Schock Roggen, 30 Schock Stroh, 27 Wispel (Getreidemaß: 1 Wispel = 2491 l) Erdbirnen, 23 Wispel Obst. Man kann dieses Maß als Maßstab für alle anderen Dörfer nehmen."

Aber nicht nur an Not und Elend erinnern die Geschichtsschreiber und Überlieferungen, sondern auch an Napoleon selbst. So soll die Hohndorfer Flurbezeichnung "Todtlager" entstanden sein, nachdem napoleonische Truppenteile in diesem morastigen Gebiet versanken.

Nach den Bestimmungen des Wiener Kongresses, 1814/15, musste Sachsen, da es bis zuletzt an der Seite Napoleons gekämpft hatte, die Niederlausitz, den Osten der Oberlausitz, den Kurkreis Witten- berg und seine thüringischen Gebiete an Preußen abtreten; es entstand die preußische Provinz Sachsen.

Um die Jahrhundertwende bestand Prühlitz aus zwei Häuserreihen in der heutigen Lindenstraße. Seine Einwohner waren Fischer und Schiffer auf der Elbe. Es war ein Elbdörfchen, unmittelbar am Wiesenhang gelegen, mit einer Ziegelei am Nordende und einer Schule am Südende. Die Ausmaße der Schule waren so klein, dass vor 1890, ehe Gallin ein eigenes Schulgebäude schuf, beim Abteilungsunterricht eine Abteilung im Hausflur lesen musste, während eine andere in der gleichen Zeit die Schulbänke im Klassenzimmer benutzte.Prühlitz besaß schon einen Bahnhof an der eingleisigen Strecke Wittenberg-Kohlfurt. In Bahnhofs-nähe befanden sich einige Häuser an der Landstraße Wittenberg-Seyda-Jüterbog und Wittenberg-Jessen-Annaburg sowie die Bäckerei Brämer.

Weit bekannt waren die Rote Mühle am Zahnabach und die alte Gastwirtschaft gleichen Namens, ein Durchgangs- und Übernachtungslokal für fremde Fuhrwerke, die die sandigen, damals noch unbefestigten Straßen nach Seyda und Jessen benutzten. Vor der Jahrhundertwende tauschten die Landpostboten in dieser Schankwirtschaft die Post aus. Später richtete man dort eine Poststelle ein.

Einzelne Häuser standen außerhalb bei Gallin am Gasthof "Schwarze".

An der Wittenberger Straße stand seit 1864 die Stellmacherei Retzke.

Von Hohndorf bestanden um die Jahrhundertwende nur das kurze Bauerndorf auf der Höhe am Anger, die Ziegelei und wenige Wohnhäuser nach der Wittenberger Straße hin.

An der Grenze nach Prühlitz zu waren die "Kleine Mühle" mit dem idyllischen Fachwerkhaus und die über 200 Jahre alte Hohndorfer Schmiede die letzten Häuser.

Gallin bestand um 1840 aus elf Hüfnergütern und drei Häusler-Katen entlang der alten Dorfstraße und der an der Landstraße nach Jessen liegenden Schumann'schen Bockwindmühle.

Ziegeleien
Beide Dörfer lebten von den Erzeugnissen der Wiesen und Äcker. Einige Bauernwirtschaften führten ihren Betrieb bis zum Ende der 50er Jahre.

In Prühlitz war die Ziegelei Hermann Thielemann mit einer Belegschaft von etwa 10 Mann bekannt. Diese Ziegelei, die gute salpeterfreie Steine lieferte, fiel 1914 einem Brand zum Opfer. Der nach dem 1. Weltkrieg neu errichtete Betrieb von Bruno Weidemann hatte sich nicht lange gehal-ten. Der Landwirt Hust baute die Ziegelei zu einer mustergültigen Bauernwirtschaft um. Die Ziegelei Schade in Hohndorf dagegen, lieferte weiterhin ausgezeichnete Mauersteine für den Wohnungs- und Werksbau.

Handwerksberufe
Mit dem landwirtschaftlichen Charakter unserer Siedlungen hängen die damals blühenden Hand-werksberufe zusammen. Der Schmiedemeister Land betrieb seine Hauptschmiede in der Nähe vom Gasthof "Schwarze" in Prühlitz, einem für Prühlitz und Gallin günstig gelegenen Standort. Außerdem unterhielt er eine Nebenstelle in Iserbegka. Vater Land war ein kräftiger Basssänger im Galliner Gesangsverein, der durch seine heiteren Gedichte manche fröhliche Stunde herauf beschwor. Seine alte Kundschaft bediente dann später der Schmiedemeister Herrmann Kühn aus Gallin.

Die Hufschmiede vom Fahnenschmied Thomas in der Schulstraße war gleichfalls eine wichtige Helferin in der Landwirtschaft.

Die alte Schmiede Steidel, die neben der ehemaligen "Kleinen Mühle" lag, war ebenfalls unentbehrlich.

Oder nehmen wir den Sattlermeister Franz Lehmann, den Spezialisten für Kummetgeschirre, der sich auch einen kleinen Laden für Kolonialwaren, besonders für die abends an Land gehenden Elbschiffer, eingerichtet hatte. Mutter Lehmann bug ausgezeichnetes Landbrot. In der gemütlichen Verkaufsstube trafen sich alle "Alten Herren" zum Dauerskat, unterbrochen von Heringsessen, denn Mutter Lehmann verstand auch etwas von der Zubereitung schmackhafter Heringe.

Ebenso bekannt waren die Schuhmacher Peterson und Richter, der Schneider Korges und der Korbmacher Peterson. Früher wurden Weidenheger angelegt und unterhalten. Viele Einwohner schnitten die 1 jährigen Weidenschösslinge mit dem Weidenkneif und entrindeten sie mit dem Weidenschäler. Kahnweise wurden die Korbweiden zur Firma Appelt  nach Mühlberg geliefert. Vater Peterson fand für seine guten Weidenkörbe großen Absatz. Er stellte aber auch Korbmöbel, wie Korbsessel und -tische aus Weiden und Peddigrohr her. Nur wenige Leute, wie zum Beispiel Vater Nikolaus und traditionsgemäß der Fährmeister von Gallin, konnten Ende der 50er Jahre noch Körbe herstellen.

Elbschiffer
Um die Jahrhundertwende blühte die Schifffahrt auf der Elbe auf. Es gab einen Schiffseigner in Prühlitz und einen in Hohndorf: Heinrich und Förster. Aber auch eine Reihe von Schiffern wie Gasse, Günther, Grahl, Wildgrube, Balzer, Bräse und Hönze fanden ihren Lebensunterhalt auf der Elbe. Der Schiffseigner Wilhelm Heinrich betrieb einen bedeutenden Kohlehandel. Sein Auslade- und Verkaufsplatz für Böhmische Braunkohle befand sich unmittelbar an der Elbe, an der Stelle, wo heute die Überlandleitung den Strom überquert. Sehr lebhaft war damals der Schiffsverkehr auf der Elbe. Von weitem hörbar war das Gerassel der Kettendampfer.

Das neue Dorfzentrum
Die Entwicklung der Elbschifffahrt war ein Zeichen der damaligen Aufwärtsentwicklung der gesamten deutschen Wirtschaft. Mit diesem Aufschwung hängt auch der Bau einer Lederfabrik in Prühlitz zusammen. Die Firma J.H. Stürmer in Hilden (Rheinland) errichtete 1904 in der Nähe des Bahnhofs eine Zweigfabrik, die die Ursache für die Umgestaltung des gesamten Ortsbildes von Prühlitz und Hohndorf wurde. Die günstigen Verkehrswege und die Möglichkeit, in Bahnnähe ein ausgedehntes Fabrikgebäude zu errichten, veranlasste die Firma Stürmer zum Bau der Lederfabrik, die nach ihrer Fertigstellung niederdeutsche Rinderhäute zu Kern- und Spaltleder verarbeitete. Zwei Villen mit umfangreichen Parkanlagen und zehn mehrstöckige Wohnhäuser für Belegschaftsmit-glieder wurden gebaut. Privatbauten schlossen sich an. Ein neues Dorfzentrum bildete sich um die Fabrik und die Gaststätte "Rote Mühle" mit Kaufläden, Bäckerei, Fleischerei, Schneiderei, Tisch-lerei, Friseurgeschäft und Landmaschinenschlosserei. Die Falkenberger Bahnlinie erhielt ein zwei-tes Gleis und ein neues Bahnhofsgebäude wurde errichtet. 1909 baute man ein großes neues Schulgebäude. Die Wassermühle "Rote Mühle" stellte ihren Betrieb ein und wurde zu einem Wohn-block umgebaut.

Gallin
Gallin war einst ein kleines Schifferdörfchen, dessen Wirtschaftslage stark von der Elbe beeinflusst wurde. Zahlreiche Mitglieder der Familien Biering, Günther, Gasse, Rosonsky, Kühn, Heinrich,   

Thiele u.a. verbrachten den größten Teil ihres Lebens als Schiffer auf den Elbkähnen.

Auch die Erträge der Landwirtschaft wurden von der Elbe und ihrem Hochwasser beeinflusst. Die Viehwirtschaft blühte, wenn die Elbwiesen von einem ausreichenden Frühjahrshochwasser überflutet wurden. Trat jedoch ein Sommerhochwasser ein, wie im Jahre 1926, konnten sowohl die Heuernte als auch reiche Ernten auf den Äckern vernichtet werden.  

Gallin liegt an der Elbe in der Nähe einer kleinen Anhöhe, dem "Fuchsberg". Um diese Höhe herum führte die Elbe in einem großen Bogen ihren Flusslauf. 1868 wurde die Elbe wegen Zunahme der Schifffahrt begradigt und der "Fuchsberg" mit einem Teil der Galliner Flur vom Ort abgeschnitten. Diese fruchtbaren Wiesen konnten fortan nur mit Hilfe einer Fähre erreicht werden. Schon früh am Tage standen Pferde-, Kuh- und Hundegespanne zum Futter holen bereit, um vom Fährmann zur Insel übergesetzt zu werden.

Schon oftmals erlebten die Einwohner des Ortes Hochwassernot, Treibeisgefahren oder vertrocknete Wiesen bei niedrigem Wasserstand. Mehrmals floss das Wasser der Elbe durch die Dorfstraße und oft mussten die Keller ausgeräumt werden. "Wasser ist schlimmer als Feuer", ist ein altes Sprichwort des Galliners. Aber er kämpft gegen die Gefahren. Die gesamte Dorfstraße wurde deshalb Anfang der 30er Jahre höher gelegt. Die Ställe wurden so gebaut, dass das Vieh auch bei

Hochwasser im Trocknen steht. Nur der zum Spiel und Abenteuer drängende Teil der Menschen kümmerte diese Sorgen nicht und fand sogar in der Notzeit seine Freuden: die Kinder. Sie ruderten bei Hochwasser in Waschfässern und selbstgebauten Flößen durch den Ort und erreichten auch so die Schule. So war es zum Beispiel im Jahre 1926.

Seit dem Bau eines Elbdammes 1972/73 bleibt Gallin vor Hochwassergefahren bewahrt.

Der 1. Weltkrieg (1914-1918) brachte auch für unsere Orte einen enormen wirtschaftlichen Rückschlag. Die Ziegelei Thielemann war nicht mehr existenzfähig. Auf der Elbe herrschte bei weitem nicht mehr so ein reger Verkehr wie vor dem Krieg. Böhmische Braunkohle wurde nicht mehr geliefert. Die besondere Kohlenausladestelle für die Fabrik mit Krananlage und Feldbahn "am Kanal" wurde abgebaut. Die Elbschiffer verloren einer nach dem anderen ihre Stelle und fanden zumeist in der Industrie Beschäftigung.

Als Folge der Kriegspolitik wurde die Lebensmittelversorgung katastrophal. Die Not der Bevölkerung erreichte im Winter 1916/17 ihren Höhepunkt. Da die Kartoffelernte in dem Jahr besonders schlecht ausfiel, blieben Kohlrüben so ziemlich das einzige Nahrungsmittel der breiten Massen.

Die Rüben wurden gekocht, in Scheiben geröstet, als Brotbelag, als Marmelade und auch als Kaffee-Ersatz verwendet. Von 1915 an erfolgte die Zuteilung der Lebensmittel auf Karten. Die Regierung war aber nicht in der Lage, die immer kleiner werden den Rationen sicher zu stellen. Ab 1917 streckte man das Brot laut Vorschrift mit Kartoffeln. Den Bauern wurde es sogar verboten, Brennesseln zu verfüttern, weil diese für die Industrie abgeführt werden mussten. Mehr als alle

Nahrungssorgen lasteten auf den Frauen die Angst und Sorge um das Leben ihrer Angehörigen an der Front. Insgesamt 27 Soldaten aus Prühlitz, Hohndorf und Gallin fielen in diesem Krieg. Heute noch erinnern Gedenktafeln in der Dietrichsdorfer Kirche und am Prühlitzer Friedhofseingang an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.Die Zeit der Inflation machte das Leben erneut unerträglich. Im Jahr 1923 entwickelten sich die Preise sprunghaft. Die Preise für ein Schwarzbrot (1900 g) entwickelten sich zum Beispiel folgendermaßen:         
13.09.1923      2.000.000 Mark
24.09.1923      2.500.000 Mark        
01.10.1923    12.000.000 Mark

In den Jahren der Weltwirtschaftskrise, die im Herbst 1929 von den USA ausging und bis 1932/33 andauerte, spürte man die Auswirkungen auch in unserer Region. Der größte Arbeitgeber unseres Heimatortes - die Lederfabrik Stürmer - erlitt in dieser Zeit seinen wirtschaftlichen Zusammenbruch.                             

Siedlungswachstum (Jahrhundertwende bis zum 2. Weltkrieg)
Günstig für die Weiterentwicklung von Prühlitz und Hohndorf war die Industrialisierung des Wittenberger Randgebietes. Viele Einwohner fanden, außer in der Lederfabrik, in den Werken Wittenbergs ihre Arbeitsstelle. Neue Familien wurden gegründet. Um der Wohnungsnot vorzubeu-gen, entstanden bis 1939 in allen Teilen der beiden Orte Einzelhäuser. Besonders nahm die Be-völkerungszahl von Hohndorf zu. Die Wittenberger Straße wurde in einer Gesamtlänge von rund 2 km bebaut. Das "Industriezentrum" Prühlitz fand in der Schulstraße eine fast lückenlose Verbin-dung zum alten Dorfe Prühlitz und bis zur Elbe. Nördlich des Bahnhofes wuchsen am Wege nach Zörnigall Häuserreihen. Das alte Dorf Hohndorf wurde durch Neubauten mehr der Wittenberger Straße angeschlossen. Am Schrägen Weg, der heutigen Friedensstraße, entstand ein ganz neuer Ortsteil. Zusätzliche Kaufläden und Geschäftshäuser wurden notwendig.     

Es war eine natürliche Folge dieser siedlungsgeschichtlichen Entwicklungsreihe, dass beide Orte am 01. April 1939 verwaltungsmäßig vereinigt wurden und den gemeinsamen Namen "Mühlanger" erhielten.

In der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges wurde auch unsere Gegend von den Ereignissen geprägt. Fast alle Männer im wehrdienstfähigen Alter waren an der Front. Die Arbeit auf den Bauernhöfen oblag meist den Frauen. Um den Arbeitskräftemangel zu reduzieren, wurden Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit verpflichtet. Der faschistischen Ideologie entsprechend sollten Ausländer wie "Untermenschen" behandelt werden. Das bedeutete zum Beispiel, dass sie geschlagen werden konnten oder bei den Mahlzeiten den Tisch nicht mit den Deutschen teilen durften. Bei den Bauern in Prühlitz, Hohndorf und Gallin waren vorwiegend Polen und Franzosen eingesetzt. Sie wurden, entgegen den faschistischen Doktrien, meist gut behandelt. Dies äußerte sich sowohl in Höflichkeit und Gerechtigkeit, als auch in einer reichlichen und abwechslungsreichen Verpflegung.                                   

Einige ehemalige Zwangsarbeiter bedankten sich viele Jahre später bei einem persönlichen Besuch für Alles. (z.B. bei Bauer Schrödter in Gallin und bei Bauer Schulze in Hohndorf) Aber nicht immer stand die Menschlichkeit im Vordergrund des Handelns. Als in Gallin ein polnischer Arbeiter vom Pferd gestürzt war und sich dabei Verletzungen zuzog, die ihn arbeitsunfähig machten, wurde er vom Ortspolizist brutal geschlagen.                                                           

In den Kriegsjahren 1939 und 1940 begann man mit der Rationierung von Nahrungsmitteln, Seifen und Seifenpulvern sowie Spinnstoffwaren. Wie auch in der Zeit des 1. Weltkrieges musste man sich mit Rüben behelfen.

Die Schule in Gallin musste während des Krieges geschlossen werden, da der Lehrer Höhne an der Front diente und keine andere Lehrkraft zur Verfügung stand. Die Galliner Kinder besuchten in dieser Zeit die Schule in Mühlanger.   

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